2019

Inklusion im Zeltlager – ein starker Auftakt

Wie drei bayerische Pfadfinderstämme sich in ein schwieriges Themenfeld wagten

Wie geht Inklusion? In der Bildungspolitik wird viel darüber diskutiert, klaffen Konzepte und reale Verhältnisse stark auseinander, gibt es immer wieder Rückschläge und Stillstand. Wie Inklusion geht, wussten auch drei Pfadfinderstämme nicht – vom BdP  „Nacanapah“ aus Schongau und „Sir Francis Drake“ aus Weilheim (beide Landesverband Bayern) sowie der Stamm „Lechrain“ vom VCP  – als sie ein inklusives Pfadfinderlager planten. 49 Pfadfinderinnen und Pfadfinder jeden Alters machten mit, dazu kamen neun Kinder mit Behinderung im Alter von sieben bis 18 Jahren und zwei Mitarbeiterinnen der  Bildungs- und Erholungsstätte Langau, auf deren Gelände das Lager auch stattfand. Eine Pfadfinderin wirkte als Mitarbeiterin des Caritasverbands in Doppelfunktion.   

Ein vorheriges Kennenlernen hatte den Auftakt erleichtert. Dennoch gab es neue Erfahrungen für die Pfadfindergruppen vom ersten Moment an. Ein Junge mit  Autismus konnte mit Kennlernspielen in der großen Runde überhaupt nichts anfangen, aber beim Aufstellen der Kohten war er begeistert dabei. Pfadfinderarbeit kennt eben viele individuelle Lösungen. Für die Pfadfindergruppen gab es in Postenlauf,  Jugendliche  mit Behinderung unterstützen dabei die Posten, was sie sehr stolz machte.  In Freispielphasen übertrumpften sich Wölflinge, Jungpfadfinder und Pfadfinder dabei,  die Kinder mit Behinderung  einzubinden. Der bunte Abend war dann eine echte Gemeinschaftsaktion mit Theater, Tanz, Zauberstücken, Spielen und Liedern. Einige der Gäste übernachteten zum ersten Mal im Zelt.   

Trotzdem war nicht alles einfach. Die Kinder mit Behinderung nicht zu überfordern und die Pfadfinder nicht zu unterfordern erwies sich als schwieriger Spagat, nicht alle der Gäste zeigten sich gruppenfähig. Gut die Hälfte aber doch, so dass die wöchentlichen Gruppenstunden der drei Stämme jetzt auch für sie geöffnet sind. So geht Inklusion – wenn man ernst macht und konkret handelt. 

Die Stiftung Pfadfinden unterstützte das Projekt mit einem Betrag von 500 Euro.
Weitere Unterstützung gaben die Evangelische Stiftung Pfadfinden sowie die Kreisjugendringe  Weilheim-Schongau und Landsberg.