Die Frage, inwieweit der bis in die Mitte das 20. Jahrhundert reichende Kolonialismus europäischer Staaten bis heute Denken und Handeln der Menschen in diesen Ländern beeinflusst, wird in der Gesellschaft immer häufiger gestellt. Die nächste Frage: Wie sieht es dazu in der Pfadfinderbewegung aus? War nicht Gründer Sir Baden Powell ein britischer Offizier, der in Kolonien Dienst tat und dort sogar Pfadfinder als Späher einsetzte? Auch in Deutschland war die Gesellschaft zu jener Zeit von Kolonialismus und Militarismus geprägt. Der Verband Deutscher Altpfadfindergilden (VDAPG) hat dem Thema „Pfadfinden und Kolonialismus“ die jüngste Fachtagung Pfadfinden auf Burg Ludwigstein gewidmet. Treibende Kraft war dabei auch der BdP-Stamm Cassiopeia aus Berlin.
Pfadfinderinnen und Pfadfinder interessiert brennend, ob Militarismus und Rassismus, wie er zum Kolonialismus gehört, auch im heutigen Pfadfinden nachwirkt. Das ist natürlich nicht auf den ersten Blick festzustellen, niedergeschrieben ist es auch nicht und würde völlig den pfadfinderischen Grundsätzen widersprechen. Aber damit ist die Frage nicht beantwortet. Die Fachtagung Pfadfinden wollte Impulse liefern, wissenschaftliche Einordnungen abgeben, individuelle Stellungnahmen und Erfahrungsberichte sammeln - kurzum, eine Basis aufbauen für die aktive Arbeit der Jugendgruppen . 73 Teilnehmende trugen vor Ort dazu bei, elf online.
Die vielen Erkenntnisse, flankiert von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, führte zu breiten Diskussionen. Sie und die festgehaltenen Feedback-Erkenntnisse zeigen, der Impuls war angekommen. Teilnehmende aus Pfadfinderbünden kehrten von der Tagung heim mit der festen Absicht, bestimmte Traditionen und unkritische Geschichtserzählungen kritisch zu hinterfragen und damit Kreise zu ziehen. Das wird auch im BdP geschehen.
Die Stiftung Pfadfinden unterstützte das Projekt mit einem Betrag von 1000 Euro.