Ein großes Förderziel der Stiftung Pfadfinden ist das Wachstum im BdP. Nach der erfolgreichen Aktion „Wachsen in Sachsen“ haben sich weitere Landesverbände auf den Weg gemacht. „Nestbau“ in Bayern, „Wachsen-Anhalt“ – natürlich in Sachsen-Anhalt und „Wieder Wachsen“ in Niedersachsen. Die Förderung durch die Stiftung gibt den Projekten den wichtigen Anschub, um die erste Aufbauphase zu bewältigen.
Tom Levine ist Kurator der Stiftung Pfadfinden. Seit einigen Jahren arbeitet er in der „AG Wachstum in den jungen Bundesländern“ des Ring deutscher Pfadfinder*innenverbände mit – als einer der Vertreter der Weltpfadfinderstiftung. In der AG arbeiten Ehrenamtliche aus allen Verbänden daran, das „Wachsen in Sachsen“-Konzept über weitere Bundesländern und die anderen Ringverbände zu verbreiten.
Tom, geht denn da was weiter?
Ja, es geht was weiter. Wenn auch leider langsamer als wir das erhofft haben. Aber in Thüringen, in Sachsen-Anhalt und in Sachsen gibt es Bemühungen, „Wachsen in Sachsen“ in ähnlicher Form zu wiederholen. In Thüringen hat sich dazu ein Landes-Ring gebildet, in Sachsen-Anhalt entwickeln die DPSG und der BdP eigene Initiativen, in Sachsen versucht die DPSG etwas auf die Beine zu stellen.
Was ist die Gemeinsamkeit der Initiativen?
Anders als bei früheren Versuchen wird – wie in Sachsen – erst versucht, Gruppenleitungen zu finden. Erst wenn die ausgebildet sind, holt man Kinder und Jugendliche dazu. Das hat sich übrigens auch in den anderen Wachstumsinitiativen bewährt, die in Westdeutschland nach Vorbild von Wachsen in Sachsen aufgebaut worden sind.
Was klappt, und was klappt nicht?
Was richtig gut klappt, ist die Vernetzung zwischen allen, die in den jungen Bundesländern neue Gruppen zu gründen versuchen. Es sind alle bereit, voneinander zu lernen und Erfolge miteinander zu teilen. Das ist wichtig, denn die meisten LVs und Diözesen sind zu schwach aufgestellt, um alleine zu wachsen. Wir treffen uns ein, zwei Mal im Jahr mit allen, und monatlich in einem kleineren Steuerungskreis. Was ich auch erwähnen will: Wir haben Rückenwind aus dem Ringvorstand.
Und was ist schwierig?
Was schwierig ist: Fundraising und das Rekrutieren von Aktiven, die die Wachstums-Initiativen unterstützen. Wir reden von Finanzbedarf in hoher sechsstelliger Höhe über die nächsten vier, fünf Jahre, wenn wir das, was in Sachsen beim BdP super geklappt hat, noch fünf bis zehnmal wiederholen wollen. Das können weder die Weltpfadfinderstiftung noch die Verbände alleine schaffen.
Ist das nicht ein bisschen viel Geld für Pfadfinder*innen-Gruppen?
In den jungen Bundesländern sind die Strukturen der Jugendarbeit auch 35 Jahre nach dem Mauerfall immer noch stark unterentwickelt. Diejenigen, die sich am aktivsten um die Jugend kümmern, sind leider die politischen Extreme und religiöse Fundamentalisten. Da müssen wir dagegenhalten. Mit unserem wertebasierten, emanzipativen Angebot. Und glaubt mal nicht, dass die ganz Rechten, die ganz Linken und die ganz Religiösen mit weniger Geld unterwegs sind.
Woher wollt Ihr solche erheblichen Mittel bekommen?
Wir sind mit verschiedenen möglichen „Quellen“ im Kontakt, mit den Bundesländern, Stiftungen, Unternehmen. Aber das ist keine Sache, die über Nacht funktioniert. Man muss sich das klar machen – Sponsoren oder Spenderinnen wollen fertige Konzepte, bevor sie das Scheckheft zücken, wenn es um Großbeträge gibt. Solche Konzepte in ehrenamtlichen Strukturen auf Papier zu bringen, ist ziemlich schwierig.
Womit kann man helfen?
Wir brauchen jüngere Leute, die sich in der AG engagieren. Der BdP hat zum Beispiel seit langer Zeit keine eigene Vertretung, was sehr schade ist. Außerdem brauchen wir weiterhin Kontakte zu Unternehmen oder großen Stiftungen, für die solch ein Engagement interessant sein könnte. Es gibt viele, die nach Möglichkeiten suchen, sich gesellschaftlich zu betätigen. Mit denen müssen wir in Kontakt kommen.
Wer mehr wissen oder sich engagieren will, kann sich gern bei Tom melden: tom.levine@pfadfinden.de